Vier Hände halten sich fest.

Wenn Ängste und Zwänge das Leben belasten

Die Integrationsfachdienste (IFD) sind seit diesem Jahr auch Einheitliche Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA). Sie sollen die Arbeitgeber stärker für die Teilhabe schwerbehinderter Menschen am Arbeitsleben sensibilisieren. Wie das geht, weiß Eckhard Kleemann vom IFD Böblingen.

Herr Kleemann,

Portrait von Eckard Kleemann, Teamleiter beim IFD Böblingen.

als EAA sollen die IFD trägerunabhängige Lotsen bei allen Fragen zur Beschäftigung schwerbehinderter Menschen sein – auch unabhängig von konkreten Einzelfällen. Ist Ihr Angebot eines „Forums Arbeit und Behinderung“ Teil der neuen EAA-Strategie?
Das kann man sagen. Allerdings hat der IFD Böblingen solche Angebote auch schon früher gemacht. Im rollierenden System waren wir bei verschiedenen Arbeitgebern vor Ort und haben zu einem bestimmten Thema informiert. Wir haben das Catering übernommen, dafür zahlen wir keine Miete.

Deshalb also die Kooperation mit Ritter Sport in Waldenbuch, wo Sie jetzt zu Gast waren?
Genau. Eine Kollegin aus dem IFD-Team ist bei Ritter Sport gut eingeführt. Wenn eine Firma mit der Dienstleistung des IFD zufrieden ist, ist sie auch gerne bereit, mal etwas Neues zusammen zu machen. Dank an Ritter für den technischen Support!

Welchen Teilnehmerkreis erreichen Sie mit Ihrem Informationsforum?
Bei uns kommen alle Großfirmen: Daimler, Porsche, Bosch, IBM. Aber auch kleinere Unternehmen laden wir ein, wenn wir einen Ansprechpartner haben. Oft kommen mehrere aus einem Unternehmen: Schwerbehindertenvertretungen, Personal- oder Betriebsräte, Personaler, Gesundheitsbeauftragte.

Wie sind Sie auf das Thema psychische Erkrankungen gekommen?
Psychisch behinderte Menschen sind die größte Personengruppe bei unserer Klientel. Für die Firmen ist oft unklar: Wie gehe ich mit sowas um? Deshalb bieten wir Themen aus dem psychiatrischen Bereich an.

Was bedeutet das konkret für den Aufbau Ihrer Veranstaltung?
Wir haben einen Theorieanteil – in diesem Fall mit einer Psychologin – und wir haben einen praktischen Anteil. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen Ideen und Handwerkszeug für ihre Praxis bekommen. Dazu gehören auch ganz konkrete Tipps, wie bei einer Panikattacke die betroffene Person etwa eine Zitrone, Salmiakpastille oder Chili essen zu lassen – das setzt einen starken Reiz und verschiebt den Fokus.
Sekundärer Nutzen ist, dass sich die betrieblichen Helfer untereinander vernetzen können. Um sich auszutauschen sind die Pausen wichtig. Das Erfahrungswissen und die Lösungen aus der Praxis sind wesentliche Bestandteile von „Kaffeetassengesprächen“. Das ist der große Vorteil gegenüber reinen Online-Formaten.

Wie war die Rückmeldung?
Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer nehmen wirklich was mit. Das Verständnis für diese Erkrankungen konnten wir gut transportieren. Aber wir hatten auch noch nie schlechte Rückmeldungen. Wir haben eben die Erfahrungen aus der Praxis, deshalb können wir gut die Themen setzen.

Forum Arbeit und Behinderung

Psychische Erkrankungen stehen mittlerweile auf Platz 2 der Gründe für Arbeitsunfähigkeit. Deshalb hat der IFD Böblingen als EAA ein „Informationsforum Arbeit und Behinderung“ zum Thema „Angst und Zwangsstörungen. Symptome verstehen und betroffene Mitarbeiter unterstützen“ angeboten. Gastgeber war die Firma Ritter Sport. 57 Mitglieder betrieblicher Integrationsteams nahmen an dem Info-Vormittag teil.

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