„Die EAA müssen noch bekannter werden”
Seit 2022 gibt es die Einheitlichen Ansprechstellen für Arbeitgeber (EAA), Sie sollen aktiv über Möglichkeiten und Chancen bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen informieren. Ist der neue Service bei den Arbeitgebern angekommen? Dazu ein Gespräch mit Thorsten Würth von der Arbeitgebervereinigung Verband Unternehmer Baden-Württemberg /Südwestmetall.
Herr Würth, die Schaffung der EAA geht nicht zuletzt auf den Wunsch der Arbeitgeber zurück, die bei der Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen Beratung aus einer Hand haben wollen. Wird das Angebot der EAA jetzt auch genutzt?
Die EAA werden von den Arbeitgebern grundsätzlich positiv gesehen. Allerdings müssen wir weiter den Bekanntheitsgrad erhöhen. Was aber am besten wirkt, sind gute Beispiele dafür, wie die EAA Arbeitgeber und Arbeitnehmer mit Behinderung zusammengebracht haben. Die gibt es ja. Wir müssen sie noch stärker vermarkten.
Gibt es einen Bereich, in dem sich die Arbeitgeber mehr Informationen von den EAA wünschen?
Ein großes Thema ist Qualifizierung. Hier könnte ich mir gut mehr Beratung durch die EAA vorstellen. Beispielsweise bieten seit sechs Jahren viele unserer Mitglieder im Arbeitgeberverband Teilqualifizierungen für Mitarbeiter ohne Berufsabschluss an. Dieses berufsbegleitende Angebot könnte auch für Menschen mit Schwerbehinderung interessant sein. Mehr Arbeitgeber für solche Teilqualifizierungen zu sensibilisieren könnte sich lohnen.
Die EAA sollen ja ausdrücklich Unternehmen bei Fragen zu Ausbildung, Einstellung, Berufsbegleitung und Beschäftigungssicherung von Personen mit Schwerbehinderung beraten. Wie sieht es beim Thema Ausbildung aus?
Hier würde ich mir mehr Unterstützung bei Übergang Schule / Beruf wünschen. Die Frage ist auch, wie schaffen wir es, mehr Personen aus der Werkstatt für Menschen mit Behinderung in den Arbeitsmarkt zu integrieren.
Da profitieren die EAA in Baden-Württemberg natürlich davon, dass sie bei den Integrationsfachdiensten, den IFD, angesiedelt sind und bei Bedarf auch mal den IFD-Hut aufsetzen können. Den Übergang von der Schule in Arbeit zu begleiten ist eine zentrale Aufgabe der IFD.
Das stimmt. Ein Kernproblem bleibt aber, dass die EAA wie die IFD bei vielen Arbeitgebern, gerade den kleineren, nicht bekannt sind. Um das zu ändern, wurde 2022 die Kontakt- und Kooperationsstelle Inklusion gegründet, finanziert von uns und dem KVJS. Die Stelle ist bei unserem Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft angesiedelt ist. Aufgabe der Kontaktstelle ist es, Arbeitgeber für das Thema Inklusion zu sensibilisieren. Sie sollen eine dauerhafte Struktur zwischen Unternehmen und den EAA schaffen.
Gibt es schon greifbare Ergebnisse der Kontakt- und Kooperationsstelle Inklusion?
Die Koordinierungsstelle ist bei Terminen von Arbeitgeberorganisationen vor Ort präsent, auf Netzwerktreffen und Messen. In unserem Verband Südwestmetall hat sie die EAA in allen 13 Bezirksgruppen bei Personalleiterrunden vorgestellt. Ihre Webinare und die Veranstaltungen werden sehr gut angenommen. Das sollte beibehalten werden. Aber gerade in der Medienpräsenz bleibt noch Luft nach oben.
Das Interview führte Monika Kleusch
Zur Person
Thorsten Würth ist Leiter des Referats Arbeitsmarktpolitik und Weiterbildung / Politik, Bildung und Arbeitsmarkt beim Verband Unternehmer Baden-Württemberg (UBW). Der Verband bündelt und moderiert die wirtschafts-, sozial-, arbeits-, gesellschafts- und bildungspolitischen Interessen von rund 70 Mitgliedsverbänden sowie rund 100 Einzelunternehmen aus Industrie, Dienstleistung, Handel, Handwerk und Landwirtschaft.
Thorsten Würth ist zudem stellvertretendes Mitglied für die Arbeitgeber im Beratenden Ausschuss beim KVJS-Inklusions- und Integrationsamt.
Lesetipp: Ein Fall für die EAA
Das Digitalmagazin der Bundesarbeitsgemeinschaft der Integrationsämter und Hauptfürsorgestellen (BIH) stellt in loser Reihenfolge interessante EAA-Beispiele auf seiner EAA-Themenseite vor. Schauen Sie mal rein:
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