In einer Näherei kommunizieren zwei Frauen in Gebärdensprache.

Inklusions­unter­nehmen vor neuen Her­aus­forderungen

Während der Coronapandemie sind einige Inklusionsunternehmen in Baden-Württemberg in schwere See geraten. Doch keines ist untergegangen. Auch, weil das KVJS-Integrationsamt rechtzeitig gegengesteuert hat.

Zwei Männer in einer Küche. Sie tragen Arbeitskleidung und legen die Arme umeinander.
Zwei Männer in einer Küche. Sie tragen Arbeitskleidung und legen die Arme umeinander.

Während ein Drittel der 93 Inklusionsbetriebe in Baden-Württemberg durch die Corona-Regeln wirtschaftlich besonders hart getroffen wurde, war ein weiteres Drittel nicht oder nur mäßig betroffen. Das letzte Drittel der Unternehmen konnte seinen Umsatz sogar steigern, indem sie ihre Produktion rasch auf Produkte umstellten, die besonders gefragt waren, beispielsweise Masken oder Desinfektionsmittelspender. 

„Insgesamt haben sich die Inklusionsbetriebe in der Krise als wirtschaftlich tragfähig erwiesen“, erklärt Referatsleiter Bernhard Pflaum. „Das wurde auch dadurch erreicht, dass die laufenden Förderungen des KVJS-Integrationsamts während der Zeiten des Lockdowns zunächst für eine Übergangszeit ungekürzt weitergezahlt wurden.“

Diverse Geschäftsfelder von Vorteil. Die Pandemie hat vor allem gezeigt, dass Betriebe, die in unterschiedlichen Geschäftsfeldern agieren, die Krise gut bewältigt haben, während die spezialisierten Unternehmen, insbesondere in den Geschäftsfeldern Gastronomie, Hotellerie und Gemeinschaftsverpflegung erheblich zu kämpfen hatten, nachdem sie gezwungen waren, ihren Betrieb teilweise einzustellen.

Die Inklusionsbetriebe haben sich in der Krise als wirtschaftlich tragfähig erwiesen.
Bernhard Pflaum, Referatsleiter KVJS-Integrationsamt
Eine Frau sitzt an einem Arbeitstisch. Sie hält eine eingeschweißte Steckerleiste vor dem Oberkörper.
Eine Frau sitzt an einem Arbeitstisch. Sie hält eine eingeschweißte Steckerleiste vor dem Oberkörper.

Auf Herausforderungen reagieren. Inzwischen gibt es einen großen Bestand an Inklusionsbetrieben, die einen anderen Unterstützungsbedarf als Unternehmen in einer Gründungsphase haben. Nun geht es um Zukunftssicherung. Viele stehen vor einem Generationenwechsel auf der Führungsebene. Weitere Herausforderungen sind der Fachkräftemangel, veränderte Rahmenbedingungen wie die Digitalisierung und die Individualisierung bei den angebotenen Produkten und Dienstleistungen.

„Die Unternehmen müssen sich auf eine veränderte Nachfrage einstellen. Die Produkte werden komplexer, Losgrößen häufig kleiner, bei gleichzeitiger Zunahme an Varianten, die häufiger und schneller wechseln und damit ein hohes Maß an Flexibilität an die Betriebe stellt“, macht Bernhard Pflaum deutlich. „Der Unterschied zu erwerbswirtschaftlichen Unternehmen besteht darin, insbesondere den Ausbau des Arbeitsplatzangebots zu priorisieren und nicht die Optimierung der Rendite.“ Dies und die gemeinnützige Struktur führt immer wieder dazu, dass der Zugang zu Mitteln des Kapitalmarkts für Inklusionsunternehmen erschwert wird.

Weiterentwicklung. Im Moment diskutieren die Inklusionsunternehmen Personalentwicklungsmaßnahmen, interne und externe Qualifizierungen und Möglichkeiten der Unterstützung beim Recruiting. Auch bei der Markenentwicklung, Produkt- und Geschäftsfeldentwicklung stehen sie von neuen Aufgaben. Damit sind die Inklusionsfirmen nach der erfolgreichen Aufbauphase
nun in die Phase der Weiterentwicklung und Verstetigung ihrer Angebote eingetreten. Es bleibt spannend.

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