Illustration: Ein Mann in einem Ganzkörper-Exoskelett.

Neues vom Technischen Beratungsdienst

Neue technische Möglichkeiten, neue Kollegen, neuer Koordinator: Beim Technischen Beratungsdienst (TBD) des KVJS-Inklusions- und Integrationsamtes ist einiges in Bewegung. Ein Gespräch dazu mit Karl-Heinz Baumert, dem scheidenden, und Daniel Krämer, dem neuen Koordinator des TBD.

Herr Baumert, Herr Krämer, beim TBD ist ja einiges los. Nicht nur drei neue Kollegen müssen eingearbeitet werden. Wo liegen aktuell die fachlichen Herausforderungen?

Krämer: Es wird komplexer und es wird enger in den meisten Branchen.

Baumert: Wirtschaftliche Entwicklungen kommen immer zeitversetzt bei uns an. Wir merken eine Zunahme beim Kündigungsschutz und den Begleitenden Hilfen.

Krämer: Was für Arbeitgeber immer attraktiver wird, ist, wenn das Inklusions- und Integrationsamt eine anstehende Maßnahme mitfinanziert, weil diese das Beschäftigungsverhältnis eines schwerbehinderten Arbeitnehmers sichert oder verbessert.

 

Als Technische Berater müssen Sie auch immer über die neuesten Hilfsmittel Bescheid wissen. Zeichnen sich hier aktuelle Trends ab? Etwa der Einsatz von KI?

Baumert: Da hat sich viel getan. Zum Beispiel gibt es heute Assistenzsysteme, die über Handy oder Tablet Schritt für Schritt durch einen Arbeitsvorgang führen, wie die InACoach App. Und das Assistenzsystem erledigt die Qualitätskontrolle beim Überprüfen der Arbeitsschritte gleich mit. Solche Systeme ermöglichen mehr selbstbestimmte Arbeit für Beschäftigte mit kognitiven Einschränkungen.

Krämer: Anwendungen mit künstlicher Intelligenz sind besonders für Menschen mit Sinnesbehinderung eine große Unterstützung. Zum Beispiel die Handy-App Seeing AI. Sie kann über die Handykamera Dinge und Personen identifizieren und beschreiben. Das ersetzt eine elektronische Lupe – eine große Erleichterung.
Für gehörlose Menschen gibt es heute Gebärdensprach-Avatare, die das gesprochene Wort für sie übersetzen oder auch Software zum Transkribieren von Gesprächen und Vorträgen.

Baumert: Aktuell beteiligt sich der TBD des KVJS bei einem Forschungsprojekt des Stuttgarter Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung zur körperlichen Entlastung von schwerbehinderten Beschäftigten durch Exoskelette. Wir sind als eines von 13 Inklusions- und Integrationsämtern Praxispartner. Exoskelette sind schon länger ein Thema – gerade bei körperlich herausfordernden Tätigkeiten. (Siehe dazu auch die Nachricht zum Forschungsprojekt in dieser Ausgabe.)

 

Herr Baumert, Sie sind seit 1992 Technischer Berater, die letzten Jahre als Koordinator des TBD. Wenn dieses Interview erscheint, sind Sie schon im Ruhestand. Wie blicken Sie auf Ihre Zeit beim TBD zurück?

Baumert: Ich gehe mit einem lachenden und zwei weinenden Augen. Es ist ein erfüllender Job und hat mir bis zum Schluss richtig Spaß gemacht. Unterm Strich kann ich sagen: Ich konnte dabei mitwirken, viele Arbeitsplätze zu verbessern und auch den ein oder anderen zu retten.

Das Interview führte Monika Kleusch

 

Zahlen und Fakten zur Arbeit des TBD

Das Team des Technischen Beratungsdienstes bearbeitete im Jahr 2023 insgesamt 813 Einzelfälle (2021: 597; 2022: 705), davon 440 aus dem Bereich der Begleitenden Hilfe im Arbeitsleben, 65 Präventionsfälle und 29 Kündigungsschutzfälle.

Zur Bearbeitung der Einzelfälle wurden 2023 insgesamt 419 Betriebs- und Hausbesuche durchgeführt und 568 Fachtechnische Stellungnahmen und Gutachten erstellt.

In Amtshilfe für die Stadt- und Landkreis als Träger der Eingliederungshilfe nach dem SGB IX unterstützte der TBD im Jahr 2023 in 209 Fällen (2022: 161) durch seine Expertise.

 

(Quelle: Geschäftsbericht 2023/24. Zahlen – Daten – Fakten zur Arbeit des Inklusions- und Integrationsamts, Seite 44)

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